Über das Totenreich

Über das Totenreich
Dann, wenn die Welt zu Ende geht, wenn die Sonne ein letztes Mal aufgegangen ist und der Mond vom Himmel gefallen ist, wenn das Werden und Vergehen ein Ende hat und wird großer Stillstand eintreten. Dann ist der Tag des Endgerichts gekommen. Die Erde wird in ein Feuerbad getaucht werden, das von den guten Menschen wie Milch und Honig empfunden wird, von den schlechten Menschen aber wie heißes Metall.
Die Seele hält sich für drei Tage in der Nähe der Toten auf und wird dann über eine Brücke gehen. An der Brücke lauern neben Eresh, der dunklen Schwester von Ishtar, auch verschiedene Dämonen und Djinns. Sie begutachten die Waage, die die Taten der Toten wiegt. Die Guten können über einen breiten Lichtpfad in den Himmel gelangen, während die Bösen in eine Übergangszone kommen. Sie werden in einen Abgrund geworfen und dort von Dämonen in die Hölle gehetzt, ein dunkles, überfülltes Loch. Eresh wird triumphieren und sich an den Qualen jedes einzelnen der Verdammten von Ihnen erfreuen. Die Hölle bäumt sich auf vor Wut über die Ungläubigen. Die Verworfenen werden von Skorpionen gestochen, deren Stich noch vierzig Jahre lang spürbar ist. Als Nahrung erhalten sie bittere Kräuter und Disteln, die den Hunger nicht stillen und ihr Getränk ist trübes Wasser. Aus ihren Mündern ertönt ein ohrenbetäubendes Geschrei wie das eines Kamels. Die besonders schmerzempfindliche Stelle zwischen dem Ohrläppchen und der Schulter wird groß wie ein Berg, damit sie den Qualen mehr Angriffsfläche bietet. In diesem trostlosen Reich verbleiben die Seelen der Verdammten auf ewig.
Die Seele der Rechtschaffenen allerdings gelangt in den Himmel, wo sie von einem angenehmen, kühlen Wind empfangen wird. Sie wird in einen Garten geleitet, in dem mannigfaltige Früchte wachsen. Klares Wasser sprudelt aus unzähligen Quellen, und sie dürfen erleben, wie sie die Seelen derer, mit denen sie zu Lebzeiten Zelt und Feuerstelle teilten, wiedersehen. Es wird ein Lachen und Singen, ein Tanzen und Feiern sein, Glückseligkeit wird aus ihren Gesichtern strahlen. Stolz und froh werden sie sagen: Nun erhalten wir den gerechten Lohn für unser ehrhaftes, würdiges Leben, für unsere Tapferkeit und Treue zum Stamm und zu Ishtar. Wir haben tapfer gekämpft und gelitten, wurden für die gute Sache verwundet, verbannt und getötet. Dies ist, was uns von Ishtar dafür gegeben wird. Endlos werden sich helle Tage und sternenklare Nächte für sie aneinander reihen bis zum Ende aller Zeiten.