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Farabische Märchen

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Beitrag  Sagheerah Do Jun 23, 2011 1:00 pm

Seit langer Zeit gibt es auch bei den Farabern immer wieder die Geschichten, die man den Kindern abends erzählt bevor sie zum Schlafen geschickt werden, und die sie so sehr lieben, dass sie immer wieder die gleichen hören möchten, so lange bis sie sie selbst mitsprechen und erzählen können. Und auch mancher groß gewordene Faraber hört sie noch immer wieder gern.
Deshalb gilt es sie aufzuschreiben und zu sammeln, damit sie auch in hundert Jahren noch erzählt werden und sie nicht vergessen werden: Die kleinen und großen Helden, Abenteurer, Hexen und Bösewichte, listigen Großwesire und schönen Töchter des Shaiks, die die Märchen in unseren Köpfen zum Leben erwecken.

Das Märchen von der schönen Shaikstochter (auch bekannt als Dornröschen, man munkelt es wäre beinahe schon einem Boromadarkind erzählt worden, aber nur beinahe…)

Es war einmal ein Shaik, der konnte sich wahrhaft glücklich schätzen, denn er hatte alles was ein Shaik sich nur wünschen konnte: Vor seinem prächtigen Zelt erblühte die schönste Oase, er war reich und mächtig, von seinem Volk geliebt, von seinen Feinden gefürchtet und von den Frauen bewundert. Er hatte dreizehn Ehefrauen, die so schön waren, so dass jeder der sie sah vor Bewunderung stumm wurde. Der Shaik hatte wahrhaftig ein prächtiges Leben, doch eines hatte er nicht: Seit Jahren wartete er vergeblich auf ein Kind, einen Sohn, doch wie schien, wollte ihm keine seiner Frauen seinen ersehnten Jungen schenken. Die Jahre flossen dahin und der Shaik wurde schon ganz mürrisch darüber noch immer kinderlos zu sein, dass er sich schon überlegte noch einmal zu heiraten, als ihn endlich die ersehnte Nachricht erreichte: Seine jüngste Frau erwartete ein Kind. So fröhlich hatte man den Shaik schon lange nicht gesehen so sehr war er in freudiger Erwartung und konnte die Ankunft des kleinen Shaiks kaum abwarten. Umso bitterer traf es ihn, als die Hebamme ihm am Ende seines Wartens stolz sein kleines Mädchen zeigen wollte. Da tobte der Shaik, denn nun hatte er ja doch keinen Sohn, sondern nur ein Mädchen, was sollte er denn mit einem Mädchen? Da war Ishtar endlich so nett ihm überhaupt ein Kind zu schenken, dabei hätte er bei der Größe seines Harems ja nun wirklich ein paar mehr Kinder erwartet, und dann so was! In seiner Wut polterte und tobte er so herum, dass er einen der wertvollen goldenen Teller vom Tisch stieß, der klirrend am Boden zersprang.
Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, wurde er doch neugierig und ging um sich das Mädchen doch einmal anzusehen. Schließlich wurde er ja nicht alle Tage Vater. Als er das Mädchen zum ersten Mal sah, war aller Kummer und Zweifel des Shaiks schnell vergessen und er war nun so außer sich vor Freude über sein schönes Kind, dass er ein großes Fest ausrichten ließ. Er lud nicht nur alle Verwandten und Freunde, sondern auch die weisen Magierinnen ein, damit sie seiner Tochter freundlich gesinnt wären. Er wollte ihnen einen würdigen Empfang bieten und sie von den goldenen Tellern essen lassen, die er für solch spezielle Anlässe besaß, weil die Magierinnen aber sieben an der Zahl waren und ihm der siebte Teller nun eben zerbrochen war, beschloss er einer von ihnen keine Einladung zukommen zu lassen.
Es wurde ein prächtiges Fest, und als es zu Ende war beschenkten die weisen Magierinnen das Mädchen mit ihren Wundergaben. Die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum und so mit einigem was auf der Welt zu wünschen ist. Als fünfe ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die Siebte herein. Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht eingeladen worden war und ohne jemanden zu grüßen trat sie auf den Shaik zu und sprach mit lauter Stimme: „Eure Tochter soll sich in ihrem 16. Jahr an einem Rosendorn stechen und in einen ewigen Schlaf fallen! Und Euer ganzer Stamm mit dazu! “ Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, drehte sie um und verließ das Zelt. Alle waren erschrocken, da fing der Shaik lauthals zu lachen an: „An einem Rosendorn stechen? Nicht mal in der prächtigsten Oase wachsen hier zu Lande Rosen an denen man sich stechen könnte.“ Die siebte Magierin, die ihren Wunsch noch übrig hatte, hegte daran ihren Zweifel und wünschte der Shaikstochter deshalb, dass einer junger Mann sie finden, sie lieben und ehren würde und ihr aus den schlimmsten Stunden heraushelfe.
Die Jahre vergingen und das Mädchen wuchs heran, und die Gaben der Magierinnen wurden an ihr sämtlich erfüllt, denn es war so schön, freundlich, verständig, sittsam und fleißig, dass es jedermann, der es sah, lieb haben musste. Sie war gerade sechzehn, als sie zur Mittagszeit im Zelt saß, um sich vor der sengenden Sonne zu schützen, da kam ein Schmetterling herbeigeflattert, tanzte um sie herum und wollte wieder hinausflattern. Die Shaikstochter war entzückt über das schöne Geschöpf und lief ihm nach. Sie folgte im hinaus in die Wüste wo der Schmetterling sich auf eine sonderbare Blume setzte, die das Mädchen noch nie gesehen hatte. Das Mädchen, ganz verzaubert von der roten Rose, beschloss die einsame Pflanze aus dem Sand auszugraben, wo es mühselig vertrocknen musste und in die Oase vor ihrem Zelt zu setzen, damit sie das Blümchen jeden Tag sehen und pflegen konnte. Doch kaum berührte sie den dornigen Stängel, ging der Fluch in Erfüllung, die schöne Tochter stach sich in den Finger, und fiel in tiefen Schlaf. Und mit ihr schlief der ganze Stamm ein: Der Koch, der das Essen rührte, schlief darüber ein, die Suppe stand still und brodelte nicht mehr, dem Shaik und seinen dreizehn Frauen fielen gleichzeitig die Augen zu, der Kameltreiber schlief reitend auf einem schlafenden Kamel und sogar der Groswesir, der seinem unwilligen Lehrling gerade eine ordentliche Ohrfeige geben wollte, schlief mitten im Schwungholen ein. Aus dem Schmetterling aber entwuchs die böse Magierin und ihr schallendes Lachen hallte zwischen den Sanddünen.
Da schlief nun der ganze Stamm der Faraber seinen tiefen Schlaf der ewig sein sollte, und alles Leben an diesem Ort stand still, nur die verzauberte Rose im Sand wuchs und gedieh und ein Gestrüpp aus Rosen wuchs über das schlafende Mädchen , bedeckte die Zelte und Teppiche, die Faraber und Kamele und bald war der ganze Ort überwachsen von einem dornigen Gestrüpp an dem die schönsten Blüten hingen. Es gingen Geschichten im Land um, von dem schönen jungen Mädchen, das darunter begraben lag, und mancher Jüngling war neugierig und wollte es sehen, aber die Rosenhecke ließ niemand hinein.
Es vergingen hundert Jahre, da kam wieder ein Jüngling des Weges, der von der schönen Shaikstochter gehört hatte, doch dieses Mal taten die Dornenzweige sich von selbst auseinander und machten ihm den Weg frei, denn das Herz des schönen Jünglings war treu und liebend und frei von Eigensucht und Stolz. Er schritt durch die Dornen hindurch und kam zu dem Mädchen, das da im Sand lag, als wäre es gerade erst eingeschlafen. Wie es so dalag, unschuldig und schön, da war der Jüngling so verzaubert von ihrem Anblick, dass er sich zu ihr hinunterbeugte und sie küsste, und siehe da, in diesem Moment schlug sie die Augen auf, die Dornenhecke verschwand und der ganze Stamm erwachte: Der Koch rührte seine Suppe wieder, die Kamele blinzelten verschlafen und taten die ersten wackligen Schritte und der Großwesir gab dem Lehrling seine lange überfällige Ohrfeige.
Und bald wurde im Zelt des Shaiks ein großes Fest gefeiert, denn der Shaik lud zur Hochzeit seiner Tochter, die den treuen Jüngling heiratete, der sie gerettet hatte. Es wurde ein prächtiges Fest, und der Shaik erwählte ebenjenen zu seinem Nachfolger, weil er ihm wie ein eigener Sohn geworden war. Der Jüngling aber behielt seine Frau allein, war ihr treu, liebte sie alle Tage mehr, Ishtar beschenkte sie Jahr um Jahr mit bildhübschen Kindern und so lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.


Zuletzt von Sagheerah am Mi Jun 29, 2011 8:15 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  Nilopher Fr Jun 24, 2011 11:36 pm

Sehr schöne Geschichte! Mehr davon! Vielen Dank fürs Aufschreiben für die Bibliothek.
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Beitrag  Sagheerah Sa Jun 25, 2011 1:39 pm

Danke, dann bringe ich sie mit. Der gnädige Druckdämon war so nett sie mir abzuschreiben.
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Beitrag  Großwesir Mi Jul 06, 2011 9:10 pm

Very Happy Das nenne ich kreativen Umgang mit Althergebrachtem! Vor allem die längst überfällige Ohrfeige für meinen Lehrling hat es mir sehr angetan! Laughing Laughing Laughing

Danke, liebe Sagheera für Deine Mühen und ich hoffe Dein Beispiel macht Geschichte.
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Beitrag  Jarek Mi Jul 06, 2011 11:56 pm

Tolle Geschichte. Smile
Aber wir ziehen 2 Lehren daraus:
#1: Lass dich beim Handeln nicht verarschen! Der Goldteller war offensichtlich eine Fälschung, denn Gold bricht nicht, wenn es fällt, es verdellt oder verkratzt höchstens! Er war der wahre Grund für die Misere!
#2: Der Zweite Fehler folgte so gleich! Das höchste Gebot der Banu Nurash, die Gastfreundschaft, wurde missachtet, als die siebte Magierin zu kurz kam. Sonst wäre sie gar nicht eingeschnappt gewesen.

Also liebe Faraber-Kinder, immer schön die höchsten der Gebote achten!
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Beitrag  Sagheerah Do Jul 07, 2011 9:16 pm

@ Großwesir. Vielen Dank. Hier ist anzumerken, dass Ähnlichkeiten mit Stammesmitgliedern in alten Geschichten natürlich wie immer rein zufällig sind Wink Aber manche dinge ändern sich wohl eben nicht Razz

@Jarek. Zu Punkt 1:Schön dass du herausgefunden hast dass in Märchen gelogen wird. Es wird sogar verdammt viel gelogen. So kann man zum Besipiel aus Nurashtanischen Wölfen keine Großmütter herausschneiden, sobald diese einmal von selbigen gefressen sind. Aber es würde dem Märchen leider seinen Reiz nehmen, wenn das Mädchen mit dem roten Turban aus dem Wolf nur noch eine zerkaute und halb verdaute Großmutter herausschneiden könnte. Wäre auch irgendwie nicht so förderlich für den Schlaf der Kinder Very Happy Deswegen: Teller= kaputt, egal wie. Wenn man sich daran nicht stört kann man dann rasch die wahre Lehre des Märchen ziehen: Immer alle einladen und freundlich empfangen. Auch wenn es sich vielleicht versehentlich um eine böse Magierin, oder das Schwarze Eis oder so handelt. Wink
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